Fragen an Lama Ole

„Einerseits heißt es in den Mahamudra-Belehrungen, alles sei fantastisch, nur weil es geschieht. Andererseits bringen sich die Leute gegenseitig um, das ist doch nicht fantastisch?“


Antwort von Lama Ole Nydahl:
Es gibt ja zwei Ebenen, auf denen man das sehen kann.
Wenn man sieht, dass die Leute sich gegenseitig schlecht behandeln, dann ist es einem unangenehm und man denkt: ,,Warum tun sie das jetzt? Im nächsten Leben machen sie’s wieder mit vertauschten Rollen, warum nur?“
Aber zur selben Zeit kann man die Dinge auch auf der absoluten Ebene sehen, d.h. man weiß, dass sowohl Opfer als auch Täter die Buddhanatur haben und das auch irgendwann erkennen werden.

Ein Beispiel: Wenn nun einer reinkommen würde und ein Dutzend Handgranaten in die Gegend werfen würde, dann würden wir das sicher nicht mögen, wenn plötzlich unsere geschätzten Körper in alle Richtungen fliegen würden, in größeren oder kleineren Teilen.

Das würde uns wenig gefallen, aber tatsächlich würde die Flugbahn eines jeden Stücks Fleisch, Metall oder Knochen den Gesetzen der höchsten mathematischen Weisheit gehorchen. Man darf nur nicht an seinem Körper haften, sonst nimmt man das nicht wahr.

Buddha versucht, uns beide Ebenen zu geben. Das ist es, worum es geht. Vielleicht können wir am Ende dasselbe sagen, wie der alte Kaiser Augustus von Rom, als er am Sterben war: "Wenn ich meine Rolle gut gespielt habe, dann bitte klatscht in die Hände!" Man tut sein Bestes hier und am Ende weiß man, man kann es gehen lassen, denn es ist sowieso ein Traum.

Man muss viel meditieren, um das richtig zu verstehen, aber wenn man  es erst mal begriffsmäßig erfassen kann, dann ist das auch gut.