Antwort von Lama Ole Nydahl:
Wenn man den gesamten Weg sieht, ist es so, dass Frauen den leichteren Einstieg haben, da die meisten Lehrer heute Männer sind. Das muss aber in Zukunft nicht mehr so sein. Heute können sich die Frauen in den Lehrer verlieben und dadurch, dass sie dann völlig auf ihn ausgerichtet sind, viel aufnehmen und sich schnell entwickeln. Männer dagegen müssen zunächst den anderen genau prüfen. Da ist immer ein bisschen Konkurrenz dabei. Daher ist es für Männer am Anfang schwieriger. Außerdem haben die Frauen aufgrund ihrer gebenden, weichen Art einen Vorteil, während Männer häufig Aggressionen zeigen und andere schützen müssen.
Zu irgendeiner Zeit sind bei den Frauen allerdings immer noch ganz feine Anhaftungen geblieben – vielleicht an Mann, Kind; Familie etc. Der Mann, der immer ein bisschen Kind bleibt, immer spielerisch bleibt, kommt daher am Ende gut durch, da er besser loslassen kann.
Die Frau kommt mehr mit ihrer Ganzheit und Fülle, eher rund zu den Sachen. Und der Mann stößt irgendwo drauf und dann erreicht er eine neue Dimension und geht dann so durch. Daher ergänzen Männer und Frauen sich so gut. Denn wenn ein gutes Verhältnis zwischen Frau und Mann besteht, kann die Frau mit ihrer Hingabe und ihrer Offenheit den Mann weicher machen, damit er nicht so steif und konkurrenzbetont ist. Am Ende kann dagegen der Mann der Frau ein paar Dinge zeigen ,,Schau mal hier! Man kann es so oder so machen.“ Und das funktioniert dann. Das zeigt wieder einmal, dass es zusammen besser geht. Weder die Männer noch die Frauen sind besser. Zusammen ist es rund, geht es besser und hat Sinn.
Es gibt ja mehrere Möglichkeiten, um von einander zu lernen und weiterzukommen: So kann in der Begegnung Mann-Frau die Frau Geliebte sein, oder Mutter – sie zeigt ihm die Welt -, oder Tochter – er schützt sie – oder Schwester – sie bringt ihn weiter. In der Begegnung Frau-Mann geht das umgekehrt auch: Da ist der Mann Liebhaber, oder Vater – er passt auf sie auf und schützt sie-, oder Bruder – er zeigt ihr, wie die Sachen sind, oder Sohn –sie kann etwas für ihn tun, ihre Schutzgefühle ausleben.
Alles in allem steckt in der gesamten Bandbreite der Begegnungen eine riesige Ergänzungsmöglichkeit, eine riesiges Feld von Kraft und Freude, in welchem Wachstum liegt. Wir müssen es nur finden.
Aber ich bin stolz darauf, dass meine weiblichen und meine männlichen Schüler gleich gut durchkommen. Auch haben wir heute schon ebenso viele Frauen wie Männer als Reiselehrer. Wenn sie gut dran bleiben, dann werden wir ganz viele weibliche Buddhas haben.
Und tatsächlich ist es so, dass der Geist an sich kein Geschlecht hat. Erst in dem Augenblick, wo er sich mit einem Körper verbindet, bekommt er gewisse Eigenschaften und einen gewissen Energiepegel und solche Sachen ausgehändigt. Aber wenn der Körper weg ist, ist der Geist bei einem jeden KLARES LICHT, da ist überhaupt kein Unterschied.