Antwort von Lama Ole Nydahl:
Ich würde sagen, in der Liebe ist die richtige Einstellung, immer mehr ans Geben zu denken, zu wünschen, dass andere glücklich sind und zu versuchen, das zu geben, was nützlich ist. Nicht zu viel Anhaftung, sondern auf freundliche, leichte Weise teilen und nicht zu eng sein. Man hält den Partner immer im Geist. Es wird dadurch weniger eng und dafür spaßvoller. Das ist ein langer Weg und braucht einige Zeit. Es ist eine Phase, in der Menschen die meisten Gefühle haben. Wenn man jetzt als Mensch geboren wurde, bedeutet das, dass Verlangen das stärkste Gefühl war.
Daher, gerade, wenn man Macht über Menschen hat und sobald man klarer im Kopf wird, dann soll man darauf achten, ob man Nützliches für andere Menschen tut. Tut man das nicht, sollte man überlegen, was man mit ihnen teilen kann und was nicht. Was ist momentan gut, was wird später gut sein. Viele verschiedene Dinge muss man berücksichtigen. Manchmal muss man auch Dinge tun, die etwas merkwürdig erscheinen.
Hier eine Geschichte von Drugpa Künleg:
Eines Tages lief er die Straßen von Bhutan entlang und eine junge Dame kam vorbei. Da sagte er: „ Wir müssen unbedingt miteinander schlafen, komm gleich mit.’’. Sie sah ihn an, unrasiert und langhaarig wie er war, und sagte: „Oh.“ Sie ging zum nächsten Haus und sagte: „ Hört mal, dort unten war ein furchtbarer Mann mit ganz viel Haar und Bart, der mit mir schlafen wollte.“ Man sagte ihr: „ Du bist das dümmste Mädchen der Stadt, das war der beste Yogi, den wir haben, das war Drugpa Künleg. Das wäre bestimmt absolut fantastisch gewesen .“. Und sie sagte wieder : „Oh.“ und ging zurück und sagte zu ihm: „Ok, ich habe noch mal darüber nachgedacht.“ Woraufhin er sagte, dass es ihm leid täte. er nun aber keine Zeit mehr habe. „In dem Moment, in dem ich es dir anbot kam ein hohes Bewusstsein vorbei und ich hätte dir ein wunderbares Kind geben können, aber nun – tut mir leid, ein andermal.“
Wenn man über das Persönliche hinausschaut, dann sieht man, dass die Dinge nicht einfach gut oder schlecht sind, sondern je nach Art der Umstände Glück oder Leid bringen können.
In manchen Fällen ist es Sexualität: wenn Menschen das entsprechende Karma haben, so wird es freudvoll für sie sein. In anderen Fällen macht den Menschen ihre Sexualität nur Probleme. Probleme in der ersten Beziehung, in der zweiten, in der dritten und so weiter.
Das Beste, was man tun kann, wenn man nah mit jemandem verbunden ist, körperlich nah, ist ihm oder ihr Freiheit zu lassen, so gut man kann. Das ist das wahre Geschenk der Liebe: Den Leuten ihre Schönheit und ihre Möglichkeiten zu zeigen und sie dann frei sein zu lassen.
Prüfe das, denke an die anderen, nicht an dich. Das ist das wichtige.
Wenn wir z. B. die Liebe anschauen, so gibt es zwei Arten: Eine, die gibt, die reich macht, die wächst und wunderbar ist. Und da ist eine, die einschränkt, die erwartet, die stoppt und immer an der Vergangenheit oder Zukunft anhaftet. Die schlechte Art, die einschränkende Form der Liebe ist die, wo man versucht sich gegenseitig in Schubladen zu stecken. Wo man sagt: „ Nun hast du mich geheiratet, nun kannst du nicht mit dem reden und du musst dies und das tun und ich erwarte dies und tu das nicht.“
Oder wenn Menschen sich aneinander binden in einer so engen Beziehung, dass sie sich völlig von der Kommunikation mit der Außenwelt abschließen. Das ist ein Zeichen von Schwäche, das ist nicht gut, weil jeder arm wird.
Die andere Art der Liebe, die freigiebig und großzügig ist, die den Geschmack der Freiheit und des Wachstums hat, die findet man in den Beziehungen, in denen man gemeinsam lernen und wachsen will, wo man möchte, dass der andere sich entwickelt. Das ist, wenn der Mann die Frau ansieht und sagt: „Ich mache eine Königin aus ihr“. Und wo die Frau den Mann ansieht und sagt:“ Ich mache einen Prinzen aus ihm.“ Wo man den anderen nicht kontrollieren oder einschränken möchte, wo man dem anderen seine Qualitäten, seine Kraft; Schönheit und Möglichkeit zeigen möchte. Diese Art ist die richtige Art der Liebe.