Fragen an Lama Ole

Du sagst ja immer ,,der Erleber ist spannender als die spannendsten Erlebnisse“. Wie kommt man dahin, diese Erfahrung selbst zu machen?


Die Antwort von Lama Ole Nydahl:
Du machst sie in den Augenblicken, in denen Subjekt, Objekt und Tat eins sind, das heißt, wenn es keine Trennung zwischen dem Erleber, dem, was erlebt wird, und dem Erleben gibt. Einen Geschmack dieser Erfahrung hast Du zum Beispiel, wenn Du beim Orgasmus ganz mit Deinem Partner verschmilzt oder im freien Fall beim Fallschirmspringen. Auch, wenn man ganz in Ruhe sitzt, das Kommen und Gehen der Gedanken beobachtet und dabei den Raum zwischen den Gedanken wahrnimmt. Ihr kennt sicher auch die Situationen, wo man an nichts denkt, weil man vollkommen mit etwas beschäftigt ist, sozusagen ganz in einer Sache drin ist.

Diese Erfahrung ist aber noch kein Dauerzustand, sondern vielleicht mit Schleiern und viel Raum verbunden; dennoch ist es möglich, viele solcher spannenden Erfahrungszustände zu erleben.
Letztendlich ist der Erleber selbst aber stärker als jede Erfahrung. Ich bin noch lange nicht erleuchtet, doch für mich ist schon jeder Tag spannender als der zuvor. Wenn Ihr Euch sehen könntet, wie ich Euch wahrnehme, so würdet Ihr alle einen riesigen Spiegel mit nach Hause nehmen und Euch davor setzen. Ihr alle seid klug, Ihr seid unglaublich schön – aber Ihr nehmt es noch nicht wahr. Doch nach einiger Zeit der Praxis geht es steil nach oben, und die Erfahrungen werden fantastisch.

Bei mir ist es so: der alte Ole ist noch im Hinterkopf da, so ein 16jähriger Lausbub, der, wenn ganz viele Schuhe vor der Tür stehen, daran denkt, sie an den Schnürsenkeln zusammenzubinden. Allerdings arbeite ich mittlerweile die ganze Zeit für die anderen, und meistens gibt es zuviel Arbeit. Aber die Freude, die ebenfalls da ist, ist riesengroß. Freude und Raum werden immer größer. Diese Erfahrung könnt Ihr alle erreichen.
Der einzige Unterschied zwischen uns und Buddha ist, dass er mehr meditiert hat als wir. Wir alle sind klares Licht und haben die Buddhanatur, und jeder ist fähig, sie zu erkennen.