Antwort von Lama Ole Nydahl:
Anstatt die Leute zu Sündern zu machen, baut man zunächst einmal eine menschliche Brücke. Vielleicht ist man der einzige, der sich ein bisschen Zeit für den Betreffenden nimmt.
Wenn du zum Beispiel zum Schlachter kommst, bist du erst mal freundlich, redest nicht moralisch und zeigst nicht darauf, wie viele Tiere sterben mussten. Das macht nur alles kaputt. Hast du so nach einiger Zeit eine gute Verbindung geschaffen, bist du vielleicht der einzige, dem sich der Schlachter etwas öffnen kann. Vielleicht sagt er: „Eigentlich habe ich viele schlechte Träume und habe oft Angst“. Dann kann man sagen: „Vielleicht kriegst du ja etwas von der Angst der Tiere mit, die du umbringst.“ Man sagt das aber nur ganz kurz, damit er nicht denkt, dass man ihn belehren will. Und wenn er das verdaut hat, gibst du ihm irgendwann den Tipp: „Es gibt gerade eine neue Stelle bei der Post. Hättest du nicht Lust, vielleicht lieber dort zu arbeiten?“
Anderen zu helfen, bedeutet aber auch nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Es gehört auch dazu, dass man Leute stoppt, wenn sie Fehler machen. Aber selbst mit den schwierigsten Leuten darf man das Band nicht brechen. Vielleicht ist man auch hier ihr einziger Kontakt. Man muss dann einen wirklich langen Atem haben und die Leute immer wieder aufbauen.