Antwort von Lama Ole Nydahl:
Ich denke, man sollte sich voll einbringen. Wenn man allerdings lieber nebeneinander her leben will, mit klaren Grenzen, mehr wie in der Beziehung zu Vater oder Mutter oder in einem Bruder-Schwester-Verhältnis, so kann auch dies gut gehen, allerdings gibt es nicht die vollkommene Nähe einer romantischen Beziehung. Daher meine ich, es ist viel spannender, man lässt sich völlig ein, springt sozusagen mit beiden Beinen mitten rein.
Denn in der Liebe gewinnt der, der alles gibt. Bei der Liebe ist es so wie bei einem Brunnen: Je mehr man nimmt, um so mehr bekommt man. Man wächst durchs Geben. Auch hier muss natürlich die Motivation richtig sein, man soll wünschen, dass der andere dadurch wachsen und weiterkommen möge. Dabei soll man nicht unselbständig sein, sondern seine Mitte bewahren, so dass man auch ständig geben kann.
Man denkt vielleicht, dass derjenige, der nichts einbringt in die Beziehung, der Gewinner ist, und dass der, der alles gibt, alles verliert. Das stimmt nicht: Der, der nichts einbringt, hat nichts gelernt, der, der gegeben hat, hat gewonnen und ist gewachsen. Man kann natürlich auch so cool sein, dass man gar nicht merkt, dass man gelebt hat, bevor man stirbt – dazu rate ich nicht.